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Wie der Faktor Zeit deine Überholmanöver beeinflusst

Überholmanöver sind das Highlight eines jeden Rennfahrers. Sie sind der ultimative Beweis dafür, dass wir schneller sind als unser Gegner. Allerdings ist Überholen nicht gleich Überholen. Es gibt viele Faktoren, welche die Art und Weise eines Überholmanövers beeinflussen können. Wir konzentrieren uns heute auf einen bzw. zwei und stellen daher die Fragen: Wie beeinflusst der Faktor Zeit die Art deines Überholmanövers? Was musst du dabei beachten?

 

Dazu schauen wir uns zunächst einmal den Faktor Zeit an. Hier gibt es zwei Aspekte, die es zu berücksichtigen gilt: Zum einen die Zeit, die du pro Runde auf deinen Gegner aufholst und zum anderen die Zeit, die dir zur Verfügung steht, um das Überholmanöver auch wirklich durchzuführen. Beide Aspekte sind wichtig, da sie unterschiedliche Herangehensweisen des Fahrers erfordern.

Wieviel Zeit holst du auf deinen Gegner vor dir pro Runde auf? Je schneller du zu ihm aufschließt, desto größer ist dein Vorteil ihm gegenüber und desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass du irgendwo an ihm vorbeigehen kannst. Gelingt es dir hingehen nur ganz langsam zu ihm aufzuschließen, ist der Unterschied zwischen euch nur sehr klein.

 

Für ein Überholmanöver muss man bekanntlich in der Lage sein, mindestens neben einen Gegner zu fahren, um überhaupt die Möglichkeit zu haben, vorbei zu gehen. Das ist bei einem kleinen Zeitgewinn pro Runde entsprechend schwieriger als bei einem großen Zeitgewinn. Nimmt mal beispielsweise an, eine Rennstrecke wäre 750 Meter lang und man braucht ca. 50 Sekunden, um eine Runde zu fahren: Bei einem Zeitvorteil von einem Zehntel pro Runde, wäre das ein Vorteil von 1,50 Meter pro Runde. Da man diesen Vorteil aber meistens nicht an einer Stelle, sondern über die ganze Runde verteilt holt, bleiben pro Kurve (bei angenommenen 10 Kurven) ganze 15 Zentimeter an Vorteil übrig. Die reichen meistens nicht, um sich irgendwo neben den Gegner setzen zu können. Bist du hingegen 2 Sekunden pro Runde schneller, gewinnst du in unserem fiktiven Beispiel 30 Meter auf einer Runde bzw. 3 Meter pro Kurve. Ein Überholmanöver fällt dir entsprechend leichter.

Wieviel Zeit steht dir für das Überholmanöver zur Verfügung? Je nach Rennsituation kannst du hier unter gehörigem Zeitdruck stehen oder dir bewusst die Zeit nehmen, das Überholmanöver in aller Ruhe durchzuführen.

 

Sind im Rennen z.B. nur noch wenige Runden zu fahren, solltest du dich beeilen, am Vordermann vorbeizukommen. Ähnlich verhält es sich, wenn du feststellst, dass dein Meisterschaftskonkurrent, der eine Position vor deinem Gegner fährt, sich langsam aber sicher absetzt und du Gefahr läufst, den Anschluss an ihn zu verlieren. Auch wenn du feststellst, dass ein weiterer Gegner von hinten auf dich aufschließt, solltest du dich beeilen, an deinem Gegner vorbei zu kommen, um einen Puffer zu haben und nicht weitere Zeit auf den Gegner hinter dir zu verlieren. Gegensätzlich verhält es sich, wenn du genügend Zeit für dein Überholmanöver hast. Beispielsweise zu Beginn eines Rennens, wenn du dich als Zweiter gemeinsam mit dem Erstplatzierten vom Rest des Feldes absetzen kannst, oder wenn du dich im letzten Drittel eines Mehrstunden-Rennen befindest und nach vorne und hinten große (Runden-)Abstände bestehen.

Interessant wird es, wenn die eben beschriebenen Zeitfaktoren zusammenspielen. In der Grafik seht ihr vier verschiedene Arten von Überholmanövern, die wir nun einzeln beleuchten:

Einfach: Bei dieser Art von Überholmanöver machst du auf der einen Seite auf deinen Gegner viel Zeit pro Runde gut und auf der anderen Seite hast du genügend Zeit, um das Überholmanöver durchzuziehen. Es sollte für dich ein Leichtes sein, an deinem Vordermann vorbeizugehen. Auf engen, winkligen Kursen kann das vielleicht etwas schwieriger sein, aber selbst da solltest du bei dieser Konstellation am Ende des Rennens vor deinem Gegner sein.

Tipp: Wichtig ist in solchen Situationen, sich auch bewusst die Zeit zu nehmen, die man hat, um das Manöver sauber durchzuführen. Es bringt in so einer Situation nichts, etwas zu überstürzen und möglicherweise eine Kollision zu riskieren. Wenn du die Zeit hast, nimm sie dir auch!

 

Kurzer Prozess: Bei dieser Art von Überholmanöver hast du auf deinen Gegner ebenfalls einen großen Zeitvorteil pro Runde, allerdings musst du dich beeilen, das Überholmanöver durchzuführen, weil dir dazu nicht mehr allzu viel Zeit zur Verfügung steht.

Tipp: Hier ist es von großem Vorteil, wenn du dir im Vorfeld des Rennens bewusst gemacht hast, an welchen Stellen der Strecke die besten Überholpunkte sind. Dann musst du nicht im Rennen - während du mit dem Fahren beschäftigt bist - überlegen, sondern kannst dir den Gegner so zurecht legen, dass du direkt am nächsten Überholpunkt an ihm vorbeigehen kannst.

 

Studieren geht über probieren: Drehen wir das Ganze um, haben wir eine neue Konstellation. Nun hast du zwar wieder genügend Zeit für dein Überholmanöver, allerdings ist dein Zeitvorteil pro Runde gegenüber deinem Gegner gering. Bei dieser Art von Überholmanöver geht es darum, ganz genau zu analysieren, an welchen Stellen der Strecke dein Gegner Vorteile und an welchen Stellen er Nachteile dir gegenüber hat.

Tipp: Da du genügend Zeit hast, solltest du, während du hinter ihm her fährst, Kurve für Kurve analysieren und im Kopf für jede Kurve die Wahrscheinlichkeit für ein erfolgreiches Manöver abschätzen. Für die Stelle, für welche die Wahrscheinlichkeit am größten ist, solltest du dir dann noch die Frage stellen, ob du deine Linie anpassen kannst, um die Wahrscheinlichkeit noch weiter zu erhöhen. Kann es beispielsweise sinnvoll sein, in der Kurve vorher weiter auszuholen? Oder früher zu bremsen?... Je genauer du die Situation analysierst, desto größer ist - trotz des kleinen Zeitvorteils pro Runde - deine Chance, deinen Gegner zu überholen.

 

Am Limit: Das ist die Königsdisziplin. Du hast nur einen geringen Zeitvorteil pro Runde und nicht mehr viel Zeit, um dein Überholmanöver durchzuführen.

Tipp: Hier gilt es, den Analyseprozess maximal zu konzentrieren. Versuche, anhand der Fahrweise deines Gegners zu erkennen, an welchen Stellen du einen Vorteil ihm gegenüber hast oder haben könntest - auch wenn ihr an der Stelle möglicherweise  noch gar nicht vorbeigekommen seid - und zu antizipieren, wie du diesen Vorteil an den Überholpunkten, die du ja ebenfalls kennen solltest, ausnutzen kannst. Fragen die du dir in diesem Zusammenhang stellen kannst: Wie fährt er in Links- bzw. Rechtskurven, in langsamen und schnellen Kurven? Gibt es Unterschiede? Beschleunigt er nicht so schnell aus einer Kurve heraus, wie du es tust?... Gerade in einer Situation, in der du wenig Zeit und einen geringen Vorteil hast, erhöht jede zusätzliche Information die Wahrscheinlichkeit, dass dir das Überholmanöver gelingt.

In jedem Fall solltest du dir bewusst machen, mit welcher Art Überholmanöver du es zu tun hast!

 

Es gibt unzählige weitere Faktoren, die ein Überholmanöver beeinflussen können. Diese werden wir in weiteren Blogartikeln zu einem späteren Zeitpunkt behandeln. Nun wünsche ich dir viel Erfolg bei deinen nächsten Überholmanövern! Wenn du Fragen oder Anregungen hast oder uns einfach nur Feedback dalassen möchtest, kannst du sehr gerne hier unten die Kommentarfunktion nutzen.

 

Keep Racing!

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Kommentare: 2
  • #1

    Werner (Freitag, 28 Juli 2017 12:07)

    Ich habe mit Interesse diesen Beitrag gelesen.In dem Artikel ist das alles spielend leicht ausgedrückt.Auf der Rennstrecke erfordert es jedoch jede Menge Know How,wenn es um die Richtige Entscheidung geht.Das Urteilsvermögen muss man sich nach und nach beibringen, und manchmal fällt dies sogar sehr erfahren Racern schwer.Es kommt beim Überholen auch drauf an,in welchem Abschnitt der Gegner stark oder schwach ist.Man muss sich selbst sehr gut einschätzen können,um solche Analysen durchführen zu können.Nicht immer ist schnell ,gleich schnell.
    Super Beitrag...

  • #2

    Dominik (Donnerstag, 03 August 2017 22:35)

    Hallo Werner,

    vielen Dank! Du hast Recht. Auf der Strecke hat man viel weniger Zeit, um die richtige Entscheidung zu treffen. Umso wichtiger ist es, sich im Vorfeld darüber klar zu sein, welche Möglichkeiten es gibt und wie man sich verhalten könnte. Das erleichtert es dem Hirn, in der entsprechenden Situation schneller die richtige Entscheidung zu treffen.