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Kurveneingang: Der physikalisch schnellste Weg

Jeder Teil einer Kurve ist für schnelles Rennfahren wichtig. Aber wie erreichst du am Kurveneingang das Optimum? Die so genannte "Euler Spiral" liefert eine Erklärung:

Ganz generell gesprochen durchfährst du eine Kurve am schnellsten, indem du die Fahrtrichtung so schnell wie möglich hin zu dem Winkel änderst, der dir die maximale Beschleunigung aus der Kurve heraus erlaubt. Wie schaffst du es nun, diesen Wechsel der Fahrtrichtung schnellstmöglich herbeizuführen?

Die "Euler Spiral"

Illustration by AdiJapan. Information about license below.
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Die so genannte "Euler Spiral" - im Deutschen auch Klothoide genannt - bietet uns einen guten Anhaltspunkt. Vereinfacht gesagt, ist das physikalische Prinzip dahinter, dass je weiter die Linie geführt wird, sie sich mehr und mehr krümmt - und zwar proportional. Oder anders: Der Radius nimmt in dem Maße ab, in dem die Linie fortgeführt wird.

 

Genutzt wird dieses Prinzip zum Beispiel beim Bau von Straßen und Gleisen, damit Fahrzeuge und Züge flüssig um eine Kurve herum geführt werden und keine abrupte Richtungsänderung notwendig ist, um die Kurve zu fahren.

 

Wenn du nun in eine Kurve einlenkst und den Lenkeinschlag erhöhst, machst du nichts anderes, als den Radius immer weiter zu verringern, je weiter dein Fahrzeug sich bewegt. Je flüssiger dir das gelingt, desto eher zeichnest du die Euler Spiral nach.

 

Zu beachten ist, dass die Größe der Spirale maßgeblich von der Geschwindigkeit bestimmt wird. Je schneller das Fahrzeug, desto größer die Spirale. Es ist also entscheidend, wann und mit welcher Geschwindigkeit du deine Spirale startest - also beginnst, einzulenken. Je langsamer du bist, desto enger kannst du die Kurve ziehen.

 

Wichtig ist auch noch zu erwähnen, dass uns hier nur der Weg bis zum Scheitelpunkt der Kurve interessiert, an dem wir im Idealfall wieder beschleunigen können. In Bezug auf die Euler Spiral bedeutet das, dass wir uns in der Abbildung oben nur den ersten Teil bis zur grünen Markierung ansehen, weil wir in diesem Artikel den Fokus auf den Kurveneingang legen.

Was kann ich tun?

Gleichzeitig Bremsen und Lenken: Viel Übung bis zum Optimum
Gleichzeitig Bremsen und Lenken: Viel Übung bis zum Optimum

Entscheidend für einen erfolgreichen Kurveneingang ist nicht, dass du den Scheitelpunkt der Kurve schnellstmöglich erreichst, sondern dass du ihn schnellstmöglich UND in einem optimalen Winkel erreichst. Das schaffst du, indem du die Richtung deines Fahrzeugs so schnell wie möglich änderst. Am ehesten gelingt dir dies, in dem du gleichzeitig bremst und lenkst. Das sieht dann folgendermaßen aus:

 

Du fährst die Gerade entlang, bremst so hart es geht und in dem Maße, in dem du in die Kurve einlenkst und den Lenkeinschlag erhöhst, reduzierst du den Bremsdruck. Gerade so, dass die Reifen sowohl die Seitenführungskraft als auch die Bremskraft auf den Boden übertragen können - also 100% der Gesamtkraft des Rades genutzt wird. Indem du dies tust, folgst du automatisch der Linie der Euler Spiral - und erreichst den Scheitelpunkt so schnell in einem optimalen Winkel wie physikalisch überhaupt möglich. Jeder andere Weg, den Scheitelpunkt in einem optimalen Winkel und mit der optimalen Geschwindigkeit zu treffen, ist langsamer.

Dieses Prinzip des gleichzeitigen Lenkens und Bremsens erfordert viel Übung und einen geschulten Popometer. Wer das jedoch in dem Maße hinbekommt, dass Winkel und Geschwindigkeit am Scheitelpunkt passen, hat das Privileg, am physikalischen Optimum entlang zu fahren - dem ultimativen Ziel eines jeden Rennfahrers.

Und in der Praxis?

Das heißt jetzt nicht, dass du während der Fahrt über Spiralen nachdenken sollst oder gänzlich vergessen sollst Kurvenkombinationen immer als Ganzes zu betrachten. Aber dieses Prinzip soll dir dabei helfen, zu verstehen, wie du deinen Kurveneingang optimieren und generell schneller um die Kurve kommen kannst. Wenn du vor oder nach einer Session deine Linie oder deine Fahrweise analysierst, behalte die "Euler Spiral" im Hinterkopf.

 

Ich wünsche dir ganz viel Erfolg dabei!

 

 

 

Wer mehr darüber erfahren möchte und Lust hat, tief ins Detail einzutauchen, dem sei folgendes Buch empfohlen:

Zwei zusätzliche Hinweise: Das Buch ist nur auf Englisch verfügbar und beschäftigt sich sehr mit der physikalischen Theorie des Rennfahrens - ist also bisweilen ziemlich harte Kost. Nichtsdestotrotz ist es für Fahrer, die theoretisch ganz tief einsteigen wollen, sehr geeignet.

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Hinweis zur Illustration: This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.

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